Schafhof Amorbach/Odenwald

 

Zu meinem Geburtstag sollte es etwas besonderes sein. Aber wer Anfang Januar Geburtstag hat weiß, wie schwer es ist, etwas vernünftiges zu bekommen. Frau Hessler in Maintal, Urlaub; der schwarze Hahn im Deidesheimer Hof, Urlaub; Schloss Lehrbach, Urlaub; die Traube in Tonbach/Baiersbronn ausgebucht usw. usw. Was tun? Da fiel mir der Schafhof in Amorbach im bayrischen Odenwald ein. Gerade mal 2 Wochen zuvor hatte ich das Vergnügen in der Benediktiner Stube des Schafhofes zusammen mit meinem Freund Didi einen ganz hervorragenden Kaninchenbraten zu genießen. Warum also nicht der Schafhof?!

Der unbedarfte Besucher des Schafhofes wird bei seinem ersten Besuch glauben, er würde ans Ende der Welt geführt. Man muss schon wissen, wo er liegt. Nachdem man an Hand von Hinweisschildern durch eine kleine Neubausiedlung geführt wird, kommt man auf einen schlaglochübersäten aber immerhin noch asphaltierten Feldweg. Man kann nicht glauben, dass man auf dem richtigen Weg ist. Erst ein erneutes Hinweisschild gibt einem wieder eine gewisse Sicherheit. Nur ab dann wird aus dem asphaltierten Feldweg eine Schotterpiste. Mein schönes, sauberes Auto verwandelte sich bei dem herrschenden Regenwetter blitzschnell in ein schlammübersätes Rallye-Fahrzeug. Ich musste mich schon ein wenig zusammenreisen, um dem äußeren Rallye-Stil des Autos nicht auch den Fahrstil anzupassen, denn auf solchen Strecken geht meine Rallye-Vergangenheit mit mir durch.

Aber kaum zu glauben, plötzlich tauchten die Gebäude des Schafhofes auf. Mitten im Grünen gelegen, weit und breit kein weiteres Haus zu sehen. Eine traumhafte Lage, die selbst in dieser Jahreszeit eines gewissen Zauber nicht entbehrt. Eine weite Sicht über die Höhen des Odenwaldes geben dem Besucher einen gewissen inneren Frieden. Absolute Ruhe die nur durch die Geräusche der Natur unterbrochen wird, sind ein Labsal für großstadtgeschundene Ohren und die gute Luft des Odenwaldes füllt wohltuend die Lungen.

Bei dem Schafhof handelt es sich um das ehemalige Klostergut der Benediktiner-Abtei in Amorbach. Bereits 1446 gab es eine erste urkundliche Erwähnung, und die älteste, noch Heute zu findende Jahreszahl ist in einem Balken eingeschnitzt: 1574. Jahrhunderte blicken also auf einen herab, wenn man sich dem Schafhof nähert. Anfang der 70 Jahre wurde der Gutshof von der Offenbacher Familie Dr. Winkler erworben und mit viel liebe zum Detail renoviert.

Heute befindet sich ein Relais & Chateaux Hotel mit 4 Sternen hier sowie dem Gourmet-Restaurant "Abtstube" und dem fränkisches Restaurant "Benediktinerstube". Keine modernen Anbauten zur Erhöhung der Bettenkapazität stört den angenehmen Gesamteindruck des Gebäude-Ensemble. Man glaubt wirklich auf einem Gutshof zu sein. Die Hühner und Gänse gehören genauso dazu wie die eigene Schafherde.

Das Ambiente des gesamten Hauses ist rustikal und in jeder Hinsicht passend. Die Zimmer sind teilweise klein, aber sehr ansprechend ausgestattet. Man schläft in guten Betten und feinen Bettbezügen, in das Wappen des Hauses eingestickt ist. Auch auf Handtüchern, Badvorlegern usw. findet man das Wappen. Selbst im großen Doppelzimmer ist das Bad allerdings winzig, jedoch schön ausgestattet. Vollkommen unpassend und stillos war allerdings die resopal-beschichtete Minibar, die vollkommen unmotiviert im Zimmer stand. Das Einzelzimmer war winzig und nicht einmal mit einer Minibar ausgestattet, sehr zum Ärger meines Freundes Didi. Die Suiten sind jedoch durchweg ausgesprochen schön und luxuriös. Morgens erwartet den Gast ein ausgezeichnetes Frühstück, welches keine Wünsche offen lässt und im Zimmerpreis enthalten ist.

Fitnessraum und Sauna, welche wir aber bedingt durch den kurzen Aufenthalt nicht nutzen und besichtigen konnten, sowie Außenpool, Reitmöglichkeiten und Kutschfahrten runden das Bild ab.

Alles in allem also ein sehr schönes Landhotel für den ruhesuchenden Großstädter. Mit einem Zimmerpreis von 300 DM für's Doppelzimmer und 190 DM für das winzige Einzelzimmer allerdings doch etwas überteuert.